Friedensethischer Kurs 2024: Kriege und Krisen der Gegenwart

Einweisungs- und Aufbaulehrgang für Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger zur Friedensethik vom 16. bis 21.6.2024, St.-Ansgar-Haus/Katholische Akademie Hamburg

Die Suche nach Lösungen

Die Gegenwart mit ihren zahlreichen gewaltsamen Konflikten und drängenden globalen Problemen lässt „friedensethische Reflexionen“ – so der Untertitel der diesjährigen Veranstaltung – besonders dringlich erscheinen. Das gilt selbstverständlich auch für die Militärseelsorgerinnen und -seelsorger, die über ihre seelsorgliche Arbeit genauso wie im Lebenskundlichen Unterricht mit Fragen und Anfragen dazu konfrontiert sind.  

Von einem „perfekten Sturm von Herausforderungen“ sprach Prof. Ursula Schröder, Direktorin des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, in ihrem einführenden Vortrag am Montagvormittag. Sie sezierte die derzeitige multiple Krise, die von akuten Konflikten wie dem Ukrainekrieg ebenso wie von „creeping crises“ wie dem Klimawandel geprägt ist, und widmete sich auch den oft unzulänglichen politischen Bewältigungsversuchen.  

Die Problematik von Gewalt und Gegengewalt durchzieht auch die Bibel. Findet, wer sie zu diesen Themen befragt, eindeutige Antworten? Nein, so die eindeutige Antwort des Experten für Exegese Prof. em. Martin Ebner; er kontextualisierte vermeintlich eindeutige Textpassagen und zeigte so, dass schon im Alten und Neuen Testament über die gute Lösung beständig gestritten wird. 

Die beiden Vorträge spannten das Feld auf, mit dem sich die Teilnehmenden – in diesem Jahr ausschließlich katholische Militärseelsorger und ein Vertreter der Polizeiseelsorge – im Laufe der Woche intensiv auseinandersetzten. Der Kursleiter Dr. Thomas Franz, Referent für Aus- und Fortbildung im Katholischen Militärbischofsamt, das Zentrum für ethische Bildung in den Streitkräften (zebis) und das Institut für Theologie und Frieden (ithf) hatten weitere Vorträge zu aktuellen Themen akquiriert: von der Ethik der Kriegsberichterstattung (Prof. Andreas Trampota/Lisa Neal, ithf) über Hintergründe und Konfliktdynamiken des Gazakriegs (Dr. André Bank, German Institute for Global Area Studies) und Grundgedanken und -prinzipien des Humanitären Völkerrechts (Dr. Bernhard Koch, ithf) bis zu Schwerpunkten des neuen Friedensworts der deutschen Bischöfe (Dr. Veronika Bock, zebis/Dr. Markus Patenge, Justitia et Pax).  

Anregungen und Austausch

Von Dienstag- bis Donnerstagnachmittag hatten die Teilnehmenden zudem Gelegenheit zur Vertiefung in Arbeitsgruppen. Während die erste unter der Leitung von Dr. Veronika Bock (zebis) und Sarah Delere (ithf) Grundzüge der kirchlichen Friedensethik erarbeitete, setzte sich die zweite mit dem Thema „Kriegstüchtig?! Wofür stehe ich ein, was sind meine Werte?“ (Kristina Tonn/Heinrich Dierkes, zebis) auseinander. Die AGs dienen nicht nur der Vermittlung von Inhalten, sondern auch der didaktischen Aufbereitung LKU-relevanter Themen, was für die Seelsorger in ihrer Aufgabe als Lehrende von besonderem Interesse ist. 

Das Rahmenprogramm des diesjährigen Friedensethischen Kurses vereinte Gewohntes und Neues. Die morgendliche Eucharistiefeier und das von den Teilnehmenden im Wechsel gestaltete Abendgebet sind daraus nicht wegzudenken. Neu im Programm war eine Führung durch den benachbarten Mariendom. Gelegenheit zum persönlichen und fachlichen Austausch gab es darüber hinaus bei einem sommerlichen Get-together und beim Abschlussabendessen am Donnerstag. 

Bevor die Fortbildung am Freitagmittag endete, regten Julia Böcker und Kristina Tonn vom zebis zur Beschäftigung mit dem vielschichtigen Phänomen der Resilienz an; ein für Soldatinnen und Soldaten und die Seelsorge hochrelevantes Thema, zu dem das zebis auch einen Unterrichtsentwurf im Didaktik-Portal sowie eine Ausgabe des E-Journals „Ethik und Militär“ bereitstellt. 

Die abschließenden Reflexions- und Evaluationsrunde erbrachte wertvolle Hinweise für die Gestaltung kommender Kurse. Persönliche Begegnungen, eine sehr gute Atmosphäre, aber auch wichtige Erkenntnisse und Anregungen für ihre Arbeit nehmen alle Teilnehmenden mit, so das Fazit der intensiven Kurswoche. Den sich verdichtenden Krisen und Kriegen der Gegenwart konnte der Friedensethische Kurs wertvolle Impulse wie die Rede von der „Hoffnung als Muttersprache des Christentums“ (so Prälatin Dr. Anne Gidion auf dem diesjährigen Katholikentag) entgegensetzen.  

Bericht: Rüdiger Frank 

Hinweis: Der nächste Friedensethische Kurs findet vom 15. bis 20. Juni 2025 statt.